Näsling- und Huchenprojekt
Projekt zur Stärkung der Populationen von Nase- und Huchen im Donauabschnitt zwischen den Kraftwerken Abwinden-Asten und Wallsee-Mitterkirchen. Anlass für das Projekt waren die Entwicklung und Ist-Zustand des Gewässersystems sowie der Fischbestände.
Veränderung der Flußlandschaft durch Kraftwerke und Regulierung
Der Donauabschnitt zwischen den Kraftwerken Abwinden-Asten und Wallsee-Mitterkirchen stellt den aus fischerwirtschaftlicher und fischökologischer Sicht interessantesten Abschnitt der oö. Donaustrecke dar. Nach dem Durchqueren der Linzer Pforte tritt der Fluss in eine breite Beckenlandschaft. In dieser Strecke münden mit Enns, Gusen und Aist bedeutende Zubringer. Zusätzlich aber auch mehrere kleinere Zubringer wie das Diesenleiten- und Haselgrabenbach-System (heute Unterwasser KW Wallsee-Mitterkirchen), der Ipfbach und der Kristeinerbach, sowie die Erla (heute Unterwasser KW Wallsee-Mitterkirchen).
Aufgrund der breiten Beckenlandschaft wies der Fluss gemäß dem historischen Leitbild eine gegenüber den heutigen Verhältnissen enorme Lebensraumvielfalt sowie eine wesentlich größere Ausdehnung des aktiven Flussraumes auf. Der Abflussbereich der Donau hatte ursprünglich die 3 fache Breite gegenüber dem Ist-Zustand und war neben dem Hauptarm durch zahlreiche durchflossene Nebenarmsysteme geprägt, die heute völlig fehlen.
Der Fluss hat seither vielfältige Veränderungen erfahren. Die nachhaltigsten Eingriffe waren die Donauregulierung Ende der des 19.Jahrhunderts und die Errichtung der Donaukraftwerke Abwinden-Asten, sowie Wallsee-Mitterkirchen. Durch die Regulierungsarbeiten gingen insbesondere in mengenmäßiger Hinsicht viele Lebensräume verloren. Durch die Abflusskonzentration auf einen Hauptarm wurde die Donau aber auch in qualitativer Hinsicht verändert. Ein Restbestand an leitbildkonformen Lebensräumen blieb jedoch erhalten.
Beeinträchtigung des Lebensraums von Fischarten wie Nase, Barbe oder Huchen
Der Aufstau für die Energiegewinnung hat den Lebensraum dann in mehrfacher, vor allem qualitativer Hinsicht beeinträchtigt: die Querbauwerke unterbinden seither die Wanderungen der weit- und mittelstreckenwandernden Fischarten, wobei mit Nase, Barbe und Huchen wichtige Leitarten der Donau besonders betroffen sind. Diese Arten vollzogen historisch belegte Massenwanderungen, die in ihrem Ausmaß heute schwer vorstellbar sind. Die Verkaufszahlen des Linzer Fischmarktes lassen die einstigen Populationsgrößen dieser Arten erahnen, belegen aber auch ihren dramatischen Zusammenbruch.
Durch die Unterwassereintiefung im Bereich der Stauwurzel im Zuge der Kraftwerks-errichtung sowie durch langsame Erosion infolge der fehlenden Geschiebenachlieferung einerseits und durch die Seitenaufdämmung in den zentraleren Staubereichen andererseits, ist die Anbindung der Seitengewässer weitestgehend verloren gegangen. Dadurch wurden vor allem die weniger stark strömungsliebende Fischarten sowohl in ihrem Lebensraum beschränkt als auch von wichtigen Laich- und Jungfischlebensräumen abgeschnitten.
Weitere Veränderungen erfuhr dieser Donauraum durch umfangreiche Schottergewinnungs-baggerungen flussab der Mauthausenbrücke, die zu einer dramatischen Strukturverarmung geführt und ein weitgehend monotones Flussbett hinterlassen haben. Ein spezielles Problem der jüngeren Zeit ist die Intensivierung der Schifffahrt, insbesondere der starke Anstieg im Personenverkehr. Der daraus resultierende Wellenschlag beeinträchtigt vor allem die Lebensräume von Larven und Jungfischen bestimmter schottergebundener Fischarten.
Mangelhafter ökologischer Zustand
Aktuell weist die Donau einen unbefriedigenden fischökologischen Zustand auf (zweitschlechteste von 5 möglichen Zustandsklassen). Die Defizite betreffen insbesondere die strömungsliebenden Leitfischarten Nase, Barbe und Huchen, welche nur mehr in Reliktpopulationen vorhanden sind, aber auch die Begleitfischarten zeigen nur sehr geringe Bestandsdichten. Seit vielen Jahren wird am Ennser Hilfswehr der Laichzug von Nase und Huchen beobachtet. Übereinstimmend wird von einem drastischen Rückgang der vor dem Wehr anstehenden Laichfisch berichtet.
Die Enns, einer der wichtigsten Donauzubringer in Österreich wurde, für die Energiegewinnung im Unter- und Mittellauf in eine nahezu geschlossene Staukette verwandelt. In den großen Stauen, die im Gegensatz zur Donau keine längeren Stauwurzelbereiche mit annähernd Fließgewässercharakter mehr aufweisen, kann ein dem Leitbild entsprechender Fischbestand nicht mehr hergestellt werden. Aus diesem Grund muss die fischereiliche Bewirtschaftung auf die infolge entstandenen Lebensräume abgestimmt werden, was in der Praxis eine gemischte Bewirtschaftung (Salmoniden und anspruchslose Arten) nach sich zieht. Insbesondere durch eine Anbindung der Seitenbäche können in manchen Bereichen aber auch einzelne strömungsliebende Arten Restbestände aufrecht erhalten.
Der Unterlauf der Enns, vor allem bist zur Ausleitung beim Wehr Thurnstorf, bietet für die aus der Donau einwandernden Fische ein hohes Potential an Laichmöglichkeiten und Jungfischlebensräumen, insbesondere durch die fehlende Schifffahrt. Leider kann dieses Potential nicht genutzt werden, da die Restwasserstrecke infolge des nicht- fischpassierbaren Ennser Hilfswehres von den laichwilligen Fischen nicht erreicht werden kann. Eine weitere Beeinträchtigung stellen die beiden Sohlrampen und der fehlende Kies innerhalb der Restwassertrecke dar.
Motivation und Konzept des Nasen- Huchenprojektes
Der Fischereiverein Enns verfolgt diese negative Entwicklung seit Jahren und versucht mit großem Einsatz leitbildgerechte Fischpopulationen zu erhalten und zu stärken. Dazu werden vom Verein zwei Strategien verfolgt:
- Grundsätzlich wird der Weg der schrittweisen Wiederverbesserung des Lebensraumes beschritten, da angesichts der Größe der zu bewirtschaftenden Fischereirechte und der Tatsache, dass Fische die Grenzen dieser Bewirtschaftungseinheiten nicht kennen, dem Management der Fischbestände über direkte Besatzmaßnahmen enge Grenzen gesteckt sind.
- Zusätzliche gezielte Besatzmaßnahmen erfolgen deshalb nur für standorttypische Arten, die einem stärkeren fischereilichen Nutzungsdruck unterliegen und/oder schlechte Fortpflanzungsbedingungen vorfinden. Hervorzuheben sind die Projekte zum Aufbau eines Wildkarpfenbestandes, zur Stützung der Äsche und der Aalrutte. Kleinere Näslingprojekte wurden vom FV Enns in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut Scharfling bereits durchgeführt. Der Verein vermeidet rein fischereiwirtschaftlich motivierte Besatzmaßnahmen nach dem „put and take-Prinzip“.
Das nunmehr vorliegende Projekt wurde aus Anlass der flussbaulichen Umgestaltung der Donau im Bereich Ennshagen ins Leben gerufen und steht mit diesen Maßnahmen in direktem Zusammenhang, weshalb es auch gemeinsam dargestellt wird. Es stellt einen weiteren Umsetzungsschritt im Rahmen des Gesamtkonzeptes des Fischereivereins Enns dar.
Dieses Konzept umfasst:
- Die Schaffung bzw. Reaktivierung von Fortpflanzungsmöglichkeiten und geschützten Jungfischlebensräumen für sogenannte . Krautlaicher bzw. weniger anspruchsvolle Fischarten durch Nebengewässer wie den Hamberger Altarm.
- Die Schaffung von Fortpflanzungsmöglichkeiten und geschützten Jungfischlebensräumen für donautypische Fischarten durch Herstellung von Teillebensräumen, die vom ursprünglichen Flusstyp abgeleitet sind (Schotterbänke, Inseln, Nebengerinne)
- Die Verbesserung des Lebensraumes für erwachsene Fische durch Erhöhung der Strukturvielfalt in den Uferbereichen z.B. durch den Einbau von Buhnen u.ä.
- Die direkte Unterstützung der Fortpflanzung von Fischen im Hauptfluss durch jährliches Einbringen von Laichhilfen in Form so genannter Zandernester.
- Fischereiliche Bewirtschaftungsmaßen zur Unterstützung von Arten, die entweder stärker befischt werden oder trotz der oben erwähnten Maßnahmen schlechte Fortpflanzungserfolge aufweisen
Insbesondere bei flussbaulichen Maßnahmen ist der Fischereiverein Enns auf die Umsetzung bzw. Unterstützung der Wasserbauverwaltung, aber auch der Elektrizitätsunternehmen angewiesen, da deren Realisierung die wirtschaftlichen Möglichkeiten eines derartigen Vereins bei weitem übersteigen.
Die derzeit in Umsetzung befindlichen flussbaulichen Maßnahmen im Bereich Enghagen wurden aus schifffahrtstechnischen Gründen geplant und sahen eine Verkürzung des bestehenden Leitwerkes um rund ein Drittel vor. Diese Maßnahme für sich genommen hätte zu einer weiteren Verschlechterung der fischökologischen Situation geführt, da ein großer Bereich, der vom Wellenschlag der Schifffahrt geschützt war, diesem zukünftig ausgesetzt gewesen wäre. Andererseits hatte der Nebenarm hinter dem Leitwerk auch viele ökologische Nachteile, da er infolge der kleinen Einströmöffnung nur bei höheren Wasserständen kurzfristig stärker durchströmt war und deshalb überwiegend sandig-schlammigen Bodengrund aufwies. Ebenso war die steile Uferausformung mit teilweiser Steinwurfsicherung aus fischökologischer Sicht ungünstig.
Durch eine gemeinsame Initiative der Firma Via Donau und des Fischereivereins Enns ist es gelungen, den Verlust an geschütztem Lebensraum durch ein Bündel von Maßnahmen mehr als auszugleichen:
- Der zukünftig verkürzte Nebenarm wird stärker geöffnet und soll so stark durchströmt werden, dass sich wieder ein überwiegend kiesiger Gewässergrund einstellt.
- Die Ufer werden in Teilbereichen durch Anschüttungen in flachere Kiesbänke umgewandelt und der Auslauf des Nebenarmes wird durch die Anlage von flachen Schotterinseln vor Wellenschlag möglichst geschützt.
- Der flussabwärts des Leitwerkes gelegene Uferbereich wird durch Anschüttungen aufgewertet und die Kiesbänke werden zukünftig besser angeströmt.
- Mit dem bei den Bauarbeiten gewonnenen Blocksteinmaterial werden mehrere große Buhnen erreichtet.
- Der „Fuß“ der in den letzten Jahren immer kleiner gewordenen Insel Murauer wird durch Steinschüttungen gestützt, sodass dem Verschwinden der Insel entgegengetreten wird.
- In Summe entstehen durch die im Jahr 2009 umgesetzten flussbaulichen Maßnahmen viele Teillebensräume, die von strömungsliebenden Arten wie der Nase zukünftig wieder genutzt werden können. Neben der Nase, einer der wichtigsten Leitarten der Donau, porfitieren aber auch viele andere strömungsliebende bzw. kiesgebundene Begleitarten.
- Nachdem insbesondere die Nase in diesem Donauabschnitt nur mehr sehr geringe Restbestände aufweist, hat sich der Fischereiverein Enns dazu entschlossen, ein Bewirtschaftungsprojekt in Leben zu rufen, welches das Wiedererstarken der Nasenbestände unterstützen soll. Zusätzlich soll auch der Huchen als typische und ökologisch mit der Nase eng verbundene Art in der Bestandsentwicklung unterstützt werden. Nach dieser Startphase sind aber selbsterhaltende Nasen- und Huchenbestände das längerfristige Bewirtschaftungsziel für diesen Donauabschnitt.
- Um dieses Ziel zu erreichen bzw. absichern zu können, sind aber auch Maßnahmen zur Verbesserung der Wandermöglichkeiten dieser Fischarten erforderlich.
Der Fischereiverein Enns hat sich mit großem Einsatz für die Wiederverbindung des Unterlaufes des Kristeinerbaches mit der Donau eingesetzt. In Kürze werden alle Wanderhindernisse im Unterlauf dieses Zubringers passierbar sein, sodass der Bach wieder als Laich- und Jungfischgewässer für Donaufische zur Verfügung steht.
Weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Wandermöglichkeiten für laichwillige Fische sind die Errichtung von Wanderhilfen bei der Ennser Hilfswehr und beim Donaukraftwerk Abwinden-Asten.
Das Gesamtprojekt des umfasst somit folgende Maßnahmen und Umsetzungszeitpläne:
- Flussbauliche Maßnahmen in der Donau zur Schaffung von Laich- und Jungfischlebensräumen im Bereich Enghagen. (Kiesufer, Inseln, verbesserte Anströmung der Ufer und des Nebenarms in Enghagen). Maßnahme in Umsetzung durch die Firma Via Donau im Jahr 2009.
- Erhöhung der Strukturvielfalt in den Uferbereichen durch Anlage von Buhnen von der oberen Stauwurzel bis zur Mauthausenbrücke. Maßnahme in Umsetzung durch die Firma Via Donau im Jahr 2009.
- Nasen- Laichfischfang (unterhalb Ennser Hilfswehr), Erbrütung und Aufzucht der Fische durch das Bundesinstitut in Scharfling. Besatz mit Jungnasen über einen Zeitraum von fünf Jahren. (Detailliertes Besatzkonzept und Kostenrahmen derzeit in Erarbeitung).
- Zukauf von einsömmrigen Huchen in der Größenordnung von 1000 Stück pro Jahr über einen Zeitraum von 10 Jahren. Maßnahmen in Vorbereitung durch den Fischereiverein Enns und das Bundesinstitut in Scharfling. Zeitraum: Nase 2009 bis 2013; Huchen 2009 bis 2018.
- Fischpassierbarkeit der Ennser Hilfswehr zur Erschließung der Restwasserstrecke als Laichgewässer und Jungfischlebensraum für die Donaufische. Maßnahme angefragt bei der Firma Ennskraft AG. Zeitraum offen
- Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensraumqualität in der Restwasserstrecke oberhalb des Ennser Hilfswehres. Maßnahme und Zeitraum offen.
- Wiedererschließung des Kristeinerbaches als Laich- und Jungfischlebensraum für Donaufische. Maßnahmen vor Abschluss. Zeitraum: 2005 bis 2009
- Herstellung der Durchgängigkeit in der Donau zur großräumigen Lebensraumvernetzung (Umgehungsmöglichkeit beim Kraftwerk Wallsee- Mitterkirchen durch die sogenannte Flutmulde, Errichtung einer Wanderhilfe beim Kraftwerk Abwinden-Asten). Umsetzung durch die Firma AHP. Maßnahmen teilweise in Vorbereitung bzw. Planung. Zeitraum offen.
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